… zeigt die Uhr im Auto an. Ob das stimmt? Ich weiß es nicht und habe das Gefühl, das leblose Bündel Traumkatze in meinem Arm wird bereits kälter. Kann aber auch Einbildung sein.
„Nicht-mehr-KatzenMama“ dröhnt es in meinen Ohren, während Göttergatte und Töchterlein stillschweigendschluchtzendgeschockt hinten auf der Rückbank sitzen. Eine Freundin fährt uns stumm nach Hause.
Was ist passiert?
Das, womit wir gerechnet, aber gehofft hatten, es würde noch laaange dauern.
Samstag hat die Dicke Diva angefangen, ihr Katzenstreu zu fressen – der Gockel und die Suchergebnisse ließen schon das Schlimmste befürchten. Aber trotzdem schnell nach der Arbeit in den DM und Klumpfreies Streu besorgt: einen MagenDarmVerschluss zusätzlich zu den bereits vorhandenen Problemen wollen wir nicht auch noch riskieren.
Sonntag: Relativ normaler Tag.
Montag (eigentlich hätte ich frei, aber gegen Dienstag getauscht – für eine Kollegin – wie sich später herausstellen sollte, zum Glück): Am späten Nachmittag Streit mit dem Gatten, weil wir uns alle irgendwie Krank, am Ende der Kräfte und nur noch urlaubsreif fühlen. Früh ins Bett. Keine fünf Minuten später höre ich ein „Scheiße!“ vor der Türe und Göttergatte legt die ganz schwache Diva auf den Stuhl am Bettende. Auf ihre (bzw. meine Geburts-) Decke.
Sie hebt kaum das Köpfchen, atmet flach und schnell, maunzt nicht. Gatte gibt sie mir auf den Schoß und Töchterlein kommt dazu. Es ist eine Klarheit da: Es geht nicht weiter. Bei allen dreien und der Diva anscheinend auch. Sie liegt abwechselnd auf unseren Schößen, während jeder sich anzieht, Anrufe gemacht werden und sich dem Himmel sei Dank eine Freundin (Nachbarin) findet, die eben erst von der Spätschicht nach Hause gekommen ist, unverzüglich ihren Tierarzt anruft (unserer ist nicht erreichbar und der vom Notdienst – eine Zumutung für Mensch und Tier). Dieser hat gerade eine Not-OP in der Praxis und wird dableiben, bis wir eintreffen.
Eine Autofahrt, als würden im Wagen gerade Drillinge zur Welt kommen und auch mein Einwand: „ÄHM… Wir wollen doch am Stück ankommen, oder? So sehr kommt es nicht auf jede Minute an…“ (mir ist da klar, dass es die letzte Fahrt mit der Dicken ist, die Nachbarin hofft noch, Töchterlein auch, aber in den Augen meines Mannes sehe ich, auch er nimmt Abschied.
Töchterlein trägt die Madame in die Praxis, wir werden direkt in einen Untersuchungsraum geführt. Diva auf die Liege. Sie reagiert überhaupt nicht mehr auf die Untersuchung („Schleimhäute schon Porzellanweiß… ich könnte eine Infusion…“) über die Schulter zu mir gesprochen, aber Töchterlein im Blick. Ich schüttle nur den Kopf…
Die erste Spritze, auf die die Dicke nicht reagiert. Kein Zucken, kein Ton, kein gar nichts. Sie atmet ruhiger, entspannter. Töchterlein jammert und heult, obwohl sie versucht, sich zusammenzureißen, um das Einschlafen für die Dicke nicht noch schwerer zu machen. Traummann und mir rinnen stumm die Tränen über die Wangen. Wir streicheln alle nochmal das Fell, dass jetzt weniger struppig wirkt und wieder so weich ist, wie früher.
Die TÄ kommt zurück, testet die Reaktionen und setzt die zweite Spritze. Töchterlein fragt, wohin die jetzt geht. Wahrheitsgemäß antworte ich: „Ins Herz. So geht es am schnellsten und schmerzfreiesten (hoffe ich).“ Die Ärztin nickt. Horcht. Kein Leiden mehr.
„Sie haben richtig entschieden,“ ist das, was die Tierärztin noch zu mir sagt. „Die Kleine hätte sich sonst noch Stunden gequält.“
Wir packen die Diva in die Decke und gehen heulend, zitternd und schweigend zum Tresen.
Typisch Deutsch gibt es für diesen Vorgang „Notfall-Euthanasie“ eine Quittung mit aufgeführten Posten und ausgewiesener Mehrwertsteuer…
DAS ist etwas, auf das ich gut hätte verzichten können. Nicht das Zahlen selbstverständlich – aber diese verdammte Quittung über 80,30€.
Wir nehmen die Süße mit nach Hause und am nächsten vormittag ist Zeit, sie zu beerdigen.
Ein Dank an Dich, geliebte Traumkatze, es war ein Vergnügen, die Jahre mit Dir zu teilen, deine Schritte auf dem Boden vermisse ich schon jetzt. Ich sehe Deinen Schatten hinter den Sessel huschen und glaube beim Einschlafen zu spüren, wie du am Fußende liegst und so laut schnurrst, dass das Bett vibriert. Ich vermisse dein Schnarchen, dein UmdieBeinestreichen und deine dollen 5 Minuten.
Wir hoffen, auch Du hast die Zeit bei uns genossen, nachdem Du vom Vorbesitzer beim Umzug „vergessen“ wurdest. Wir hoffen, Du hast dich als Teil dieser Familie gefühlt, denn das bist Du vom ersten Blick an gewesen. Mit dem ersten Mau hast Du unser aller 3 Herzen im Sturm erobert und hältst sie immer noch in deinen Pfoten. Unverwechselbar, unvergesslich und geliebt…
KAYLAH